Liebe Primavera,
manchmal brauche ich für eine Antwort Zeit, manchmal viel Zeit, bis ich einen für mich tragende Antwort gefunden habe. Zur Erinnerung Du hattest geschrieben:
Primavera hat geschrieben:
@AnnSophie
ja Du hast Recht in diesem Zusammenhang stellen sich wieder neue Fragen. Wie was ist Gut und Böse. Eine Freundin meinte letztens zu mir, das wir in der Dualität leben und wenn es das Gute gibt, dann gibt es auch das Böse. Und dann meinte sie weiter, dass es demnach auch sein kann, dass die "Gutmenschen" die "Bösen" geradezu zwingen würden Böse zu sein, weil die Bösen ja den ausgleich zu den Guten bilden müssen.
Es könnte aber auch sein wie Susi es schreibt, demnach steht für die "Bösen" ja schon bevor auf die Welt kommen ihre Rolle als "Bösewicht" fest, denn ohne sie könnten wir gar nicht, die Erfahrung machen die wir brauchen. @Susi nimmt uns diese Vorstellung nicht die Verantwortung?
Für mich ist dabei wichtig, dass wir alle gut und böse sind. Wir alle haben beide Anteile nur sind die Schattierungen der Grautöne, die persönliche Mischung zwischen schwarz und weiss, bei jedem etwas unterschiedlich.
Das was es für mich schwer machte, die richtigen Worten die zu finden war das paradoxe nebeneinander und Wahrsein von Susis jeder ist für sich verantwortlich und so gut er zu einem Zeitpunkt eben sein kann und Mimosas Schmerz über die erfahrenen Verletztungen.
Das hat mich zurückgebracht zu der Frage„Wie kann Gott das zulassen?“ (Wie kann er angesichts des Leids gut und allmächtig sein?) Für mich waren einerseits Auschwitz' und andererseits der Golfkrieg 1992 tief prägend. Nach fast 20 Jahren mit der Frage in meinem Herzen, hat mir das Leben eine Anwort geschenkt, die der Verstand nicht finden konnte: als Spiegel. Der Sinn in dem ent-setz-lichen Leid liegt darin Spiegel zu sein, dass wir in Situationen in denen etwa entsprechendes und sei es auch nur leicht widerklingt, aufstehen und uns zivilcouragiert verhalten.
Die Worte beschreiben aber nur einen Teil der Situation, das andere versuche ich in nachfolgendem Bildern zu beschreiben:
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__________ gut
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______________böse
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______________ _________eins sein
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Das Modell möchte das Sowohl als auch, die paradoxe Gleichzeitigkeit von Trennung in gut/böse Opfer/Täter und Ganz- und Einsein auf einer abstrakten Ebene bildlich ausdrücken.
Mimosas beschreibt unser normales Bewusstseins, das der Teilung und analytischen Betrachtung. Hier wird zwischen gut und böse, Täter und Opfer unterschieden.
Chuck Spezzano schreibt „Jedes Verhalten, das nicht Liebe zum Ausdruck bringt, ist ein Schrei nach Liebe“ auf dies kann man vielleicht auch als ein Erklärungsversuch für Täter stehen lassen, wenn man die Taten auch nicht/nie verstehen kann.
Susi weiss um das Ganzsein. Sie schreibt auf der tieferen Ebene des synthetischen Ganz-/Einsseins, dass es keine Fehler gibt, dass jeder sich so gut verhält wie er kann und
„Es ist wohl so, das unsere Seele in jedem Leben etwas lernen will und das man sich als Seele genau dieses Leben, das man jetzt hat, auch vorher ausgesucht hat. Das ist wohl schwer zu begreifen und vorzustellen, aber irgendwann werden wir es schon "verstehen"
Unsere Seele will in jedem Leben mehr wachsen.
Und gerade eben habe ich auch gelesen, das einem nie mehr zugemutet wird als die Seele auch tragen kann.“
Ja es wird keinem mehr zugemutet, als die Seele tragen kann, aber manchen durchaus (viel) mehr als das das Bewusstsein tragen kann. Wenn dem so ist, finden wir bei einer Verletzung nicht den den Weg von der Spaltung/Trennung zurück in die Einheit.
Heute habe ich in Hermann Hesses „Klein und Wagner“ einen dazu sehr passenden Abschnitt gefunden, der diesen inneren Kampf darstellt:
„Er wusste bereits, dass das würgende Angstgefühl nur dann verging, wenn er nicht an sich schulmeisterte und Kritik übte, nicht in den Wunden stocherte, in den alten Wunden. Er wusste alles Schmerzende, alles Dumme, alles Böse wurde zum Gegenteil, wenn man es als Gott erkennen konnte, wenn man ihm in seine tiefsten Wurzeln nachging, die weit über das Weh und Wohl, über das Gut und Böse hinaufreichten. Er wusste es. Aber es war nichts dagegen zu tun, der böse Geist war in ihm, Gott war wieder ein Wort, schön und fern.“
Eine musikalische Antwort hat Peter Gabriel in seinem Lied Darkness gegeben, wo das musikalisch Unerträgliche, das Beklemmende genial aufgelöst wird im Text, noch viel mehr jedoch auf der musikalischen Ebene.
Will sagen wenn, wir den Weg durch die Teilung hindurch zurück in die Synthese des Ganzsein finden, können wir unsere Schmerzen und Verletzungen integrieren, unsere Seele das Paket aus ihnen lernen und wir können den anderen und uns vergeben und verzeihen.
Das ist es auch, was das Verzeihensritual des Ho´oponopono für mich als innere Reise abbildet.
AnnSophie.