Das leere Boot

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Klee
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Das leere Boot

Beitrag von Klee »

Hallo Ihr Lieben,

da es hier immer mal wieder vorkommt, dass jemand was schreibt und damit Emotionen in dem einen oder anderen hervorholt, die einen durchaus auch mal wütend machen können (einfach weil der eine oder andere, eine "andere" Sprache spricht - je nach Landstrich, vielleicht derb, der eine sanft, der andere wiederum geradeaus), möchte ich gern mit Euch hier folgende Geschichte teilen:

Quelle:
http://mymonk.de/zorn-loslassen/
mit einem Dank an den Autoren!

Wie man Ärger und Zorn loslassen kann in 30 Sekunden (Ein Trick aus dem Zen)

An Zorn festhalten ist wie Gift trinken und erwarten, dass der Andere dadurch stirbt.

- Buddha



Was Buddha da sagt können wohl die meisten von uns nachvollziehen. Wir schaden vor allem uns selbst, wenn wir Zorn nicht nur in uns aufkommen spüren, sondern uns an ihm festklammern mit blutunterlaufenen Fingernägeln, der Atmung eines brünstigen Bullen und einem Gesichtsausdruck, als würden wir eine Melone aus dem Hintern pressen müssen.

Wie viel leichter das Leben doch würde,

wie viel ruhiger wir atmeten, lebten und schliefen,

ohne all den Ärger über Chefs, Kollegen, Kunden Nachbarn, Partner, Kinder, Eltern, verspätete Züge und Busse.

Nur … wie können wir den Zorn loslassen und uns von diesem Gift befreien?

Das leere Boot
Dazu eine Zen-Geschichte:

Ein Schüler fragte seinen Meister, wie er besser mit Zorn umgehen könne.

Der Zen-Meister antwortete:

„Stell Dir vor, es ist ein nebliger Tag. Du bist mit Deinem Boot draußen auf dem See. Durch den Nebel kannst Du kaum etwas erkennen. Bis plötzlich ein anderes Boot durch die Schwaden genau auf Dich zukommt.

Du wirst zornig. Du denkst: na so ein Arsch, ich habe erst gestern mein Boot neu angestrichen … und schon kracht das fremde Boot in Deins hinein. Du kannst die frische Farbe, die Du gestern so mühevoll aufgetragen hast, geradezu abblättern hören. Zorn!

Dann schaust Du genauer hin und siehst: das andere Boot ist leer. Niemand drin. Niemand, der Dich absichtlich gerammt hat.

Dein Zorn verfliegt. Du seufzt und denkst: ach was soll’s, dann muss ich demnächst eben noch mal streichen.

Die Sache ist für Dich damit gelaufen.“

Der Zen-Meister fuhr fort:

„So ist es mit allem im Leben und mit allen Menschen, denen Du begegnest:

Es ist, als würden wir von einem leeren Boot gerammt werden.“

Der Schüler sagte:

„Hmm, da ist was dran. Aber selbst wenn ich sehe, dass das Boot leer ist: ich werde erst einmal die ganze Welt verfluchen und mir einfach vorstellen, es säße jemand in dem Boot, der mir absichtlich schaden will.“

Da antwortete der Meister:

„Wohl wahr. So ticken wir Menschen. Doch je mehr wir üben, umso leichter können wir uns beruhigen und sehen, wie lächerlich und nutzlos es doch ist, an Zorn festzuhalten. Schuld ist immer das leere Boot.“

Du und Dein Zorn
Darin besteht der Trick: das Boot als leer anzusehen.

In den seltensten Fällen sind die Dinge, die Dich ärgern, beabsichtigt und nur da, um DIR zu schaden.

In den seltensten Fällen ist es persönlich gemeint. Und selbst wenn Dir jemand ganz persönlich schaden wollte: ist es dann nicht eine arme Sau, der sich und sein Handeln nicht unter Kontrolle hat und das Glück an völlig falschen Orten sucht?

Wenn Dich Zorn überkommt, schließe Deine Augen, atme ruhig und tief durch und stell Dir vor, wie Dich ein Boot gerammt hat (das Ärgernis) … doch wie niemand in dem Boot sitzt. Vielleicht musst Du nun neu planen oder streichen, aber wie lange kann man schon auf ein leeres Boot wütend sein?

Schuld ist immer das leere Boot.
"Sei harmonisch im Umgang miteinander und wenn Du das nicht kannst, sei einfach wie du bist."

Klee
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Re: Das leere Boot

Beitrag von Sascha »

Liebe Klee

Bei dieser Geschichte scheint mir das Reparieren, wenn möglich ohne Zorn, wichtig zu sein. Man repariert einfach wieder.....


Liebe Grüsse Sascha
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Re: Das leere Boot

Beitrag von AnnSophie »

:danke: liebe Klee. Interessante Geschichte.

Gestern fand ich sie richtig gut & überzeugend. Heute halt ich sie für nicht mehr ganz so überzeugend:
Auch wenn das Boot leer ist, man könnte übrigens immer noch sauer sein, auf den, der das Boot nicht sicher angebunden hat, so dass es leer rum fährt.... (wäre anders, wenn es ein Baumstamm vom letzten Sturm wäre) oder falls es doch angebunden oder ein Baumstamm war auf den Nebel der so dicht war, auf mich, die ich im Nebel zu schnell unterwegs war... wie Autos auf der A3 bei Nebel. Will sagen, kann immer noch wütend/zornig sein, wenn ich mag, ist dann vielleicht nicht mehr so gerichtet.

Spannend, dass ich das schreibe, wo Zorn und Wut mir ja eher fremde Gefühle sind :kicher: .... da überzeugt mich :mittelfinger: und durchatmen mehr. Übrigens finde ich, wenn ich anfangen kann über eine Situation zu lachen, dann ist oft auch viel von der Schwere und dem Gift weg, also wenn es ein komisches, lächerliches leeres Boot wäre....

Was meint Ihr dazu?

@Sascha, was meinst Du damit dass das Reparieren wichtig ist?
Ich denk spontan entweder man repariert wieder oder man fährt mit einem angemackten Boot rum (und das hat dann schlechteres 'Feng Shui'). Das ist Typfrage.

Herzlich, AnnSophie.
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Re: Das leere Boot

Beitrag von Sascha »

Liebe Ann Sophie

Ich denke die Gefühle, die etwas auslöst sind nicht so wichtig. Wichtig ist eben, dass man repariert und den entsprechenden Finger hält, damit man wieder ganz ist.

Liebe Grüsse Sascha
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Re: Das leere Boot

Beitrag von Nirbheeti »

Aber wenn ich die Geschichte genau lese, dann ist ja nur etwas Lack abgeplatzt. Was halt so passiert im Leben. Davon geht weder die Welt noch mein Boot unter.

Ich kann natürlich auch die Blickrichtung ändern und fragen: Wieso kommt dieses Boot hierher? :? Und dann die Strömung, Windrichtung usw. erforschen. Womöglich stoße ich auf ein Zusammenwirken von Naturgesetzen, das ich sogar noch nutzen kann. : 10

Lieben Gruß!
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Re: Das leere Boot

Beitrag von Sascha »

Liebe Nirbheeti

Ich denke es ist hier und sonst überall auch so, wie Mary sagt, bleibe einfach. Der Lack ist, vielleicht auch nur ganz leicht, angekratzt. Das Boot ist nicht mehr ganz. Wenn man repariert ist alles wieder gut. Wenn man aber nach Gründen, Theorien, Möglichkeiten sucht, schweift man vom Problem ab.

Liebe Grüsse Sascha
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Re: Das leere Boot

Beitrag von AnnSophie »

Liebe Nirbheeti, lieber Sascha,

danke für Eure beiden Ansätze, für mich ergänzen sie sich:

Das Wissen einfach Reparieren zu können hilft mir aus dem Opfer-Täter-Spiel auszusteigen, in meine Macht zu kommen und mein Leben/Boot zu gestalten.

Insbesondere, wenn im Leben immer wieder ein ähnliches leeres Boot daher kommt, ist es hilfreich, wenn ich schau wieso und woher kommt das Boot da her. Es öffnet eventuell ein weiteres Lernfenster auf eine tiefere Ebene.

:danke: für den Austausch.

Herzlich, AnnSophie.
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Klee
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Re: Das leere Boot

Beitrag von Klee »

Hello,

also für mich ist dieser Passus am wichtigsten an diesem leeren Boot:
In den seltensten Fällen sind die Dinge, die Dich ärgern, beabsichtigt und nur da, um DIR zu schaden.

In den seltensten Fällen ist es persönlich gemeint. Und selbst wenn Dir jemand ganz persönlich schaden wollte: ist es dann nicht eine arme Sau, der sich und sein Handeln nicht unter Kontrolle hat und das Glück an völlig falschen Orten sucht?
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Re: Das leere Boot

Beitrag von AnnSophie »

Liebe Klee,

ja das ist eine schöne Passage, ich würde da sogar noch weiter gehen:

"Die Dinge, die Dich ärgern oder verletzen, sind nicht da um DIR zu schaden.

In den seltensten Fällen ist es persönlich gemeint. Und selbst wenn Dir jemand ganz persönlich schaden wollte: ist es dann nicht eine arme Sau, der sich und sein Handeln nicht unter Kontrolle hat und das Glück an völlig falschen Orten sucht?
Und ist es nicht für dich, auch wenn es weh tut, gleichzeitig auf einer tieferen Ebene, die Chance endlich etwas zu lernen, was du zuvor noch nicht verstanden hast?

Wir entscheiden schließlich selbst, was uns wie weh tut. (Frei nach Per Petterson)

Herzlich, AnnSophie.
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