Kuriose Zugevakuation

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Cestca
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Kuriose Zugevakuation

Beitrag von Cestca »

Hallo ihr alle

Das hat nun gar nichts JSJ zu tun (daher in der Plauderecke), aber ich möchte einfach irgendwo loswerden, was ich heute erlebt habe.

Mein Chef und ich fuhren mit der Bahn an einen Kongress. Mitten in einem langen Tunnel blieb der vollbesetzte Zug stehen. Es wurde rasch stickig, offenbar lief die Lüftung nicht mehr. Dann kam eine Durchsage: Der Zug sei wegen eines Brandes an der Lokomotive stehengeblieben. Der Lösch- und Rettungszug sei unterwegs, weitere Informationen würden folgen. Äh, sehr beruhigend, mit brennender Lokomotive mitten in einem Tunnel drin :roll: Ich schielte nach den nächsten Notausgängen und beschloss, die Sache ernst zu nehmen, aber ruhig zu bleiben. Alle anderen offenbar auch, es blieb ruhig im Wagen.

Dann wurde es kurios. Eine nächste Durchsage des Zugbegleiters: Er gehe nun zur Lokomotive (äh... okay?). Dann: Der Lokführer und er hätten die Lok untersucht und keinen Brand gefunden, aber die Lok gehe nicht mehr. Einige Minuten später die andere Zugbegleiterin: Der Brand sei nun gelöscht. Im Verlauf der nächsten Stunde kamen mehrfach widersprüchliche Informationen zum Lösch- und Rettungszug. Er käme demnächst, er werde gerade angekuppelt, er käme bald, er sei da, man versucht gerade, ihn anzukuppeln (ja, in dieser Reihenfolge). Etwa nach einer halben Stunde, als längst klar war, dass es nie gebrannt hatte oder aber der Brand schon gelöscht war, kam die Zugbegleiterin zudem auf die Idee, mal durchzugeben, dass wir in Sicherheit seien und keine Gefahr bestünde - dies tat sie dafür dann penetrant und nachdrücklich, mehrfach. Es wurde immer heisser und stickiger, aber wir hatten zumindest etwas Licht, während die Leute in den anderen Wagen offenbar im Finsteren sassen.

Nach eineinhalb Stunden wurden wir dann aufgefordert, den Zug zu verlassen. Draussen ging es aber nicht weiter, und wir standen alle 15 Minuten im Tunnel neben dem Zug bzw. teilweise noch im Zug drin herum. Dann kam endlich Bewegung in die Sache, wir mussten nur wenig durch den Tunnel gehen und dort stand ein Ersatzzug bereit. Mit fast zwei Stunden Verspätung (auf eine Strecke von 45 Minuten Fahrzeit) kamen wir dann am Kongressort an.

Es war ja eher amüsant, und etwas ärgerlich, da wir die zwei interessantesten Vorträge der ziemlich teuren Tagung verpasst haben. Aber ich bin ja froh, hat es nicht tatsächlich gebrannt. Doch ich frage mich ernsthaft, wie die in einem wirklichen Notfall eine rasche Evakuation hinkriegen würden...

Gruss
Cestca
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Waldeule
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Re: Kuriose Zugevakuation

Beitrag von Waldeule »

Liebe Cesta,

zum Glück ist die Geschichte ja gut ausgegangen, dann kann man hinterher wenigstens drüber lachen.
Der Scherzbold in mir hat gleich mal gegrübelt, wie das "psychoanalytisch " zu deuten ist:
Weil die Lok (= das "Zugpferd", Synonym für Chef :witz: ) an diffusen Symptomen leidet und alle, die sie hinter sich herzieht (Mitarbeiter), ausbremst und buchstäblich im (Halb-)Dunkeln beengt stehen lässt, verpasst du erhellende Bewusstseins-Erweiterungen ( interessante Beiträge) :kicher:
-Was sagt uns das a) über den Zustand deines Chefs...? :witz: Sag besser nichts : 15
-und b) über eine eventuelle Optimierung deiner zukünftigen Reisepläne?
Vielleicht fährst du nächstes mal alleine zur Tagung, hörst dir die besten Beiträge an und fertigst deinem Chef (der diesmal schlauer war und einen Flug gebucht hat und wegen des Pilotenstreiks wieder zu spät kommt!) ein Protokoll davon an :witz:

Liebe Grüße
Waldeule
Humor...
... ist der Knopf, der verhindert, dass einem der Kragen platzt - J. Ringelnatz -
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... fängt damit an, dass man die eigene Person nicht mehr ernst nimmt - H. Hesse -
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Cestca
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Re: Kuriose Zugevakuation

Beitrag von Cestca »

:lol: Danke für den Lacher, Waldeule! Zu berücksichtigen wäre allerdings noch, dass im konkreten Fall die Lokomotive nicht gezogen, sondern den Zug von hinten in Richtung Kongressort = Erkenntnis vor sich her geschoben hat bzw. dann eben nicht mehr hat :kicher:

Aber ich glaube, mein Chef und ich müssten uns eher mal Gedanken über eine Risikoaufteilung machen. Wie bei Landesregierungen, wo nicht alle im gleichen Flugzeug sitzen dürfen. Wenn in unserer Zweier-Kanzlei gleich beide ausfallen würden, schafft das erhebliche Probleme. Ab sofort werden also sämtliche gemeinsamen Anlässe gestrichen. Ok, um das Weihnachtsessen nächste Woche wäre es schade, aber wir sollten vielleicht wenigstens nicht das gleiche Menu bestellen : 12
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Waldeule
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Re: Kuriose Zugevakuation

Beitrag von Waldeule »

Liebe Cesta,
ich dachte, du kannst nach dem stressigen Erlebnis etwas Aufheiterung zum Entspannen gebrauchen :mittelfinger:

Das mit der Lokomotive stellt mich jetzt aber vor ungeahnte Herausforderungen. :?:
Ein Zugpferd, das die Herde von hinten schieben muss...kein Wunder, dass dem irgendwann die Puste ausgeht :roll:
Der olle Sigmund hätte sicher auch dafür eine plausible Deutung.... ;)

Einen hoffentlich entspannteren Tag und LG
Waldeule
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Klee
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Re: Kuriose Zugevakuation

Beitrag von Klee »

Hallo,

das ist ein Grund warum ich gerne Zug fahre, frau erlebt so herrliche kuriose Dinge.

Tja du warst wohl gut "behütet" - so nenn ich das, wenn mir solche Dinge passieren.

In diesem Sinne, kauf Dir nen schicken oder auch einen besonderen Hut, und setz ihn in Zukunft mit einem Schmunzeln auf

Herzlichst
Klee
"Sei harmonisch im Umgang miteinander und wenn Du das nicht kannst, sei einfach wie du bist."

Klee
in Anlehnung an Mary Burmeister



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t.me/JSJ26
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AnnSophie
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Re: Kuriose Zugevakuation

Beitrag von AnnSophie »

:danke: für diesen Dialog, sagt die Frau kurz vor dem Bahn-Comfort-Status.
Das Leben ist die Suche des Nichts nach dem Etwas.
Christian Morgenstern
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