Und dann ging es an die Rückfahrt. Gepäck: Ein Koffer, ein Rucksack, eine Handtasche. Transportmittel: Straßenbahn 3 zum Bahnhof. Zeitpolster: ca. 45 Minuten zwischen Ankunft am Bahnhof und Abfahrt mit dem ICE 17.55 Uhr. Rechtzeitig hucke ich mir den Rucksack auf, schnalle den Hüftgurt fest, schnappe meinen Koffer und stelle mich schon mal an die Tür. Bahn hält, ich steige aus, hinter mir schließt sich die Tür und die Bahn setzt sich in Bewegung. Welche Treppe führt runter auf meinen Bahnsteig? Ich will nach meiner Tasche angeln, schaue runter ... Sch....
Die Handtasche steht noch in der Straßenbahn!
Ich schlage entsetzt die Hände vors Gesicht.
Eine trockene Stimme sagt in mir:
"Das ist der Anfang vom Magenstrom."
Und das verwandelt mein Erschrecken in ein Projekt, bringt mich sofort in meine Füße und in die Realität.
Was tun? Anrufen! Aber wo? Und wie? Kein Handy dabei, kein Geld, kein Ticket.
Ich warte auf die nächste Bahn und spreche den Fahrer an. Das ist aber gar nicht so einfach, weil der rundum gut geschützt in seiner Kabine sitzt. Ich hämmere wie wild an die Scheibe - und da öffnet er tatsächlich eine kleine Luke und ich werde mein Anliegen los. Strahlt der Mann eine Ruhe aus! Anruf in der Zentrale. Ein paar Fragen, wie die Tasche aussieht. Glück gehabt, sie ist schon beim Fahrer abgegeben! Hoffentlich ist noch alles drin! Und die Bahn kommt hier wieder vorbei - planmäßig eine Minute nach Abfahrt meines ICE. Hoffen auf Verspätung bei der Bahn! Zwischendurch schon mal bei der Information nachfragen, wie es weitergeht, wenn ich den Zug nicht erreiche. Teppe runter, Ersatzfahrschein für den nächsten Zug bekommen. Toll. Treppe wieder rauf. Warten. Mein ICE fährt unten auf dem Bahnhof pünktlich ein. Weiter warten. 17.54 Uhr kommt die Straßenbahn. Nanu? Zwei Minuten zu früh? Der Schaffner weiß nichts von einer Tasche. Sehnsüchtig schaue ich auf die Bahn von der Gegenseite - und da gestikuliert der Fahrer wie wild, ich soll rüberkommen. Ich renne los und halte kurz drauf meine Tasche in den Händen. Er will mir noch was erklären - aber unten steht noch immer mein Zug. Ach, den krieg ich doch nicht mehr! Ich lass erst noch die Bahn vorbei und überquere dann die Straße. Vom oberen Ende der Treppe sehe ich, dass unten gerade eine Hebebühne an den letzten Wagen geschoben wird - für einen Behinderten im Rollstuhl! Sollte der Kosmos beschlossen haben, dass ich den Zug doch noch kriege?
Jetzt ja nicht die Treppe runterkullern - ihr Engel, passt bloß auf mich auf!
Rein in den vorletzten Wagen. Zwei Türen schlagen gleichzeitig zu. Abfahrt. Uff.
Es gab auf dieser Rückfahrt noch ein paar Hindernisse mehr, aber die erspar ich euch jetzt und komme gleich zur Schlussüberraschung: Zu Hause erwartet mich ein Päckchen von ate: Ein kleines Buch mit dem Titel:
Die schützende Kraft der Engel
Wasche unsere Herzen mit Lachen!
Zauberhafte Bilder, nachdenkliche Texte.

Nirbheeti